Nachruf Nils Kruse
Nils Kruse war ein Mann der Tat und konnte Menschen aller Generationen auch über die CDU hinaus durch seinen ausgeprägten Pragmatismus für seine Ideen begeistern. Insbesondere in den fünf Jahren seiner Amtszeit als Bürgermeister von 1999 bis 2004 hat er für Castrop-Rauxel erfolgreich neue Maßstäbe unter anderem in der städtischen Wirtschaftspolitik aber auch bei modernen Formen der Bürgerbeteiligung in kommunalpolitischen Angelegenheiten gesetzt. Dazu gehörten für ihn als erster direkt gewählter Verwaltungschef unserer Stadt eine starke Bürgernähe und gesellschaftliches Engagement auch außerhalb der Kommunalpolitik. Nils Kruse war in seiner gesamten politischen Laufbahn Kirchturmdenken immer fremd, denn seine Überzeugung bestand darin, dass regionales Denken und interkommunale Zusammenarbeit unsere Stadt nach vorne bringen.
Der am 09. Dezember 1943 in Hamm geborene Rechtsanwalt und Notar machte am Adalbert-Stifter-Gymnasium sein Abitur, bevor es ihn zum Studium nach Freiburg, Saarbrücken, Berlin und Münster zog. Anschließend wirkte er mit seinem Vater Wilhelm Kruse, der ebenfalls Rechtsanwalt und Notar war, in dessen Kanzlei mit.
Verheiratet war er mit der ehemaligen Realschullehrerin Dorothea Kruse, mit der er vier Kinder bekam. Zudem hatte er fünf Enkelkinder. Am 28.08.2024 ist er nach langer Krankheit friedlich im Kreise seiner Familie verstorben.
Das politische Erbe von Nils Kruse hebt der Fraktionsvorsitzende der Ratsfraktion und MdB Michael Breilmann würdigend hervor: „Nils Kruse war zweifelsfrei eine der prägendsten Persönlichkeiten der Stadt Castrop-Rauxel. Mit großer Leidenschaft und nimmermüdem Arbeitseifer trieb er den Strukturwandel voran, sanierte Schulen und Sportstätten und schuf modernen Wohnraum. Von seiner Politik profitieren die Bürger und Unternehmen der Stadt noch heute. Castrop-Rauxel verliert eine prägende und herausragende Persönlichkeit. Unser Mitgefühl gehört seiner Frau und seiner Familie.“
Nils Kruse war der erste CDU-Bürgermeister der Stadt Castrop-Rauxel seit dem Ende der Amtszeit von Hubert Krehe im Jahr 1948. Während seiner fünfjährigen Amtszeit von 1999 bis 2004 musste Kruse sich mit schwierigen Mehrheitsverhältnissen arrangieren. Ohne eine eigene Mehrheit im Rat zu haben, musste er mit wechselnden Mehrheiten die Geschicke der Stadt lenken.
Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind heute noch vielen Bürgerinnen und Bürgern in positiver Erinnerung geblieben und haben die Stadt nachhaltig geprägt. Die Bildungsförderung hatte einen besonderen Stellenwert für ihn. So setzte er umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an den Schulen um und ermöglichte den Bau der zweiten Realschule am alten Güterbahnhof. Er initiierte eine umfangreiche Sanierung der Sportstätten und sicherte den Standort des WLT.
Einen weiteren großen Schwerpunkt setzte Kruse in der Wirtschaftsförderung und hatte dabei immer die Herausforderungen des Strukturwandels im Blick. So brachte er umfangreiche Umwandlung von alten und zum Teil kontaminierten Industrieflächen in moderne Gewerbegebiete ins Rollen, realisierte Neuansiedlungen und Unternehmensgründungen durch ein erfolgreiches Standortmarketing, was letztlich die Schaffung von Arbeitsplätzen ermöglichte.
Auch die Bürgerbeteiligung lag ihm am Herzen. So wurde Castrop-Rauxel Modellkommune für den „Kommunalen Bürgerhaushalt“. Zudem setzte er sich für die Stärkung der Mitbestimmung der Bürgerinnen und Bürger in politischen Gremien ein. Zu seiner Idee der Bürgerorientierung gehörte auch ein besserer Bürgerservice. Er stellte wichtige Weichen für die Entbürokratisierung und Modernisierung der Verwaltung, organisierte die Einführung des neuen kommunalen Finanzmanagements und eine Stärkung der städtischen IT-Infrastruktur. Vor allem wollte er mehr Bürgernähe schaffen und führte beispielsweise Bürgersprechstunden des Bürgermeisters und ein Beschwerdemanagement ein.
Nils Kurse erkannte früh die Notwendigkeit einer Wohnraumförderung und brachte richtungsweisende Projekte wie die Schweriner Solarsiedlung oder die Wohnsiedlung am alten Güterbahnhof auf den Weg. Er nahm auch die Herausforderungen der Haushaltkonsolidierung als eines der Kernthemen an und sorgte für ein genehmigtes Haushaltssicherungskonzept. Dabei machte er bei sich persönlich den Anfang verzichtete auf Dienstwagen und Chauffeur.
„Immer wieder hat Nils Kruse betont, wie wichtig Bildung, Sport und Kultur für die Entwicklung junger Menschen sind. Jeder sollte gute Chancen auf Bildung und Arbeitsplätze haben. Dies spiegelte sich auch in seiner Politik wider“, würdigt der CDU- Stadtverbandsvorsitzende Carsten Papp seine Verdineste um die Stadt Castrop-Rauxel.
Neben seiner Amtszeit als hauptamtlicher Bürgermeister gehörte Nils Kruse dem Rat der Stadt von 1994 bis 2009 an. Im Dezember 2020 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz im Namen des Bundespräsidenten durch den Landrat Bodo Klimpel für sein außerordentliches bürgerschaftliches Engagement verliehen. Kruse engagierte sich in vielen Vereinen und Verbänden. Seit 1975 war er Mitglied des Lions Clubs Castrop-Rauxel und war dort unter anderem Vizepräsident und Präsident. Er engagierte sich sowohl in der Rumänienhilfe als auch bei der Förderung städtischer Jugendprojekte, der Caritas und der Kinderkanzlei in Castrop-Rauxel. Nils Kruse unterstützt darüber hinaus seit Jahren das Friedensdorf Oberhausen, das jährlich bis zu 500 verletzte und kranke Kinder aus Krisenregionen versorgt und Kleider- und Sachspenden organisiert. Ferner war er auch Mitbegründer des Golfclubs in Frohlinde und Vorsitzender des Reitvereins in Merklinde.
Nils Kruse gehörte über 50 Jahre der CDU an. Der Vorsitzende des Ortsverbandes Castrop Süd, Michael Schneider, erklärt bedauernd: „Leider konnten wir sein Jubiläum krankheitsbedingt nicht mehr mit ihm feiern. Er sprach oft von der Bedeutsamkeit der Deutschen Einheit für ihn und unser Land. Sein Engagement und seine Haltung waren inspirierend und vorbildhaft. Mit ihm verlieren wir eine herausragende Persönlichkeit“.